Alles wird gut – 26.04.20

Meisenmuehle / pixelio.de
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Alles wird gut. Wir schaffen das gemeinsam. Auch die Corona-Krise zu überwinden. Diese Zuversicht und diesen Optimismus habe ich – heute am Tag 43. Ich hatte sie jedoch nicht immer. Heute vor 34 Jahren hatte ich sie beispielsweise nicht. Damals passierte etwas, was meine Zuversicht und meinen Optimismus trübte. Es war kurz vor halb zwei Uhr nachts am 26. April 1986 in Tschernobyl. Ein normaler Samstag. Es war still und ruhig. Niemand ahnte, dass sich in Kürze die größte Nuklearkatastrophe der Menschheit abspielen würde, mit der wir noch mehr als 30 Jahre später – bis heute und weiter – zu kämpfen haben werden.

Wolken mit dem radioaktiven Fallout verteilten sich damals schnell über die gesamte nördliche Halbkugel. Österreich zählte, aufgrund der herrschenden zahlreichen Regenfälle, zu den am stärksten betroffenen Gebieten Westeuropas. Dass die Natur der menschlichen Gesundheit schaden könnte, dieser Gedanke existierte bis dahin für mich und meine Familie nicht. Meine Mutter erkrankte ein einhalb Jahre später an Krebs. Sie starb drei Jahre nach dem Reaktorunfall an den Folgen von Krebs. Unser Hund ebenfalls. Ich war so traurig und bin es heute immer noch. Für mich besteht ein Zusammenhang.

In Russland, der Ukraine und Weißrussland mussten damals ca. 6.400 km² an landwirtschaftlicher Fläche und Waldgebieten für die menschliche Nutzung aufgegeben werden, die nahe dem Kraftwerk gelegen und sehr hoch belastet waren. Aktuell brennt es übrigens seit Wochen in diesem Sperrgebiet rund um das havarierte Atomkraftwerk. Problematisch ist nicht nur das Feuer selbst, sondern der Ort: Es brennt im am stärksten radioaktiv verseuchten Wald der Welt, wie die ZEIT vor drei Tagen berichtete. Eine Gefahr ist die Strahlung vor allem für die Einsatzkräfte vor Ort.

Die TORCH-Studie 2016 der Wiener Umweltanwaltschaft und Global 2000 des britischen Radiologen und Experten für biologische Strahlenfolgen, Dr. Ian Fairlie, untersuchte anlässlich des 30. Jahrestages der Katastrophe die gesundheitlichen Folgen der Tschernobyl-Katastrophe, insbesondere zu den Auswirkungen auf Österreich. Die Ergebnisse zeigen auch 30 Jahre nach der Verseuchung die zerstörerischen Auswirkungen der zivilen Nutzung von Atomkraft. Fairlie rechnet in den kommenden 50 Jahren mit bis zu 40.000 Krebstoten in Westeuropa infolge des Reaktorunfalls – mit bis zu 2.000 in Österreich. Der Wissenschafter geht davon aus, dass zwischen 8 und 40 % der erhöhten Fälle von Schilddrüsenkrebs in Österreich nach 1990 wahrscheinlich auf Tschernobyl zurückzuführen sind. Die Studie spricht auch von einem erhöhten Auftreten von Leukämie, Herzkreislauferkrankungen und Krebs, in besonders stark betroffenen Regionen.

Wir Menschen haben die Kapazität und Kompetenz, uns und die Natur zu erhalten und zu retten. Dass wir sie zerstören können, haben wir als Menschheit heute vor 34 Jahre bewiesen. Ich bin davon überzeugt, wir haben aus der Vergangenheit gelernt. Alles wird gut. Wir schaffen das gemeinsam.

Fotocredit: Meisenmuehle  / pixelio.de

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